Spielplatz auf einem Friedhof

Katholischer Friedhof St. Matthias an der Röblingstraße (Tempelhof) 

Friedhöfe geben der Trauer einen Ort und schaffen einen Raum für liebevolles Erinnern. Der Friedhof ist ein Ort der Begegnungen aller Generationen. Erst kürzlich las ich von einer Umfrage bei „Sarggeschichten“…“Eine Wippe und ein Sandkasten in der Nähe der Kindergräber für Geschwister und andere Kinder zum Spielen, während die Eltern trauern. Wie findet ihr dieses Angebot?“

Wo Eltern trauern, sollen Kinder spielen: Zwei Meter neben dem Grab des Sohnes von Petra Pester (63) in Tempelhof stehen Wippe und Buddelkasten.

Von Josephine Macfoy

Am Grab ihres Sohne möchte Petra Pester (63) in Ruhe trauern. Doch sie hat Zweifel, ob das in Zukunft auf dem St.-Matthias-Friedhof in Tempelhof noch möglich ist. Denn gerade mal zwei Meter vom Grab ihres Sohnes entfernt hat die Friedhofsverwaltung eine bunte Federwippe und eine Buddelkiste aufgestellt.

Wo Eltern trauern, sollen Kinder spielen!

„Friedhof und tobende Kinder, das passt einfach nicht zusammen“, sagt Pester. „Es ist da nur ein kleiner Schritt, bis die Kinder zwischen den Grabsteinen Verstecken spielen.“

 (Foto: Stefanie Herbst)
Maria und Michael Geese gefällt die Idee, dass Kinder auf dem Friedhof auch spielen dürfen (Foto: Stefanie Herbst)

Verstört kontaktierte Pester die Verantwortlichen bei der Friedhofsverwaltung. Als Antwort erhielt sie eine E-Mail, in der ein neues Konzept der Trauerarbeit vorgestellt wird: „Der kleine Spielplatz wurde an dieser Stelle bewusst platziert und installiert, da sich hier die Kindergräber unseres Friedhofs befinden“, heißt es. Eltern, die mit den jungen Geschwistern der Toten den Friedhof besuchen, könnten den Nachwuchs nun beschäftigen und selbst in Ruhe trauern.

Spiel, Spaß und nebenan der Tod!

Friedhofsverwalter Erik van Look (43) zur B.Z: „Wir finden, dass Leben und Tod zusammengehören. Die ganze Familie sollte den Friedhof besuchen können.“ Er kann die Aufregung nicht verstehen, denn schließlich heiße ein Buddelkasten nicht, dass man kein pietätvolles Verhalten mehr erwarte.

Petra Pester fühlt sich durch den Spielplatz in ihrer Trauer gestört (Foto: Stefanie Herbst)
Petra Pester fühlt sich durch den Spielplatz in ihrer Trauer gestört (Foto: Stefanie Herbst)

Laut Senatsverwaltung für Umwelt gab es bis jetzt in Berlin nur auf geschlossenen Friedhöfen, also solchen, auf denen keine Bestattungen mehr stattfinden, Spielplätze. Beispiele: die Friedhöfe Pappelallee und Leise-Park in Prenzlauer Berg. Aber auch dort beschweren sich Anwohner immer wieder über zu viel Lärm und Respektlosigkeit gegenüber den Toten.

Die Entscheidung darüber, ob auf einem Friedhof auch gespielt werden darf, trifft der Friedhofsträger.

Bisher wird das Spielangebot auf dem St.-Matthias-Friedhof kaum genutzt. „Es ist auch nicht sehr einladend“, sagt Rentnerin Maria Geese (63), die ebenfalls ein Grab in der Nähe der Spielgeräte pflegt. Allerdings finden sie und ihr Mann Michael (65) die Idee eines Spielplatzes auf dem Friedhof grundsätzlich gut: „Es ist doch wichtig, die Kinder mit einzubeziehen, damit sie den Tod verstehen lernen.“

Ein Thema, das zum Nachdenken anregt, wie ich finde. 
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